Arm und reich

Eines Tages nahm ein Mann seinen Sohn mit aufs Land, um ihm zu zeigen, wie arme Leute leben. Vater und Sohn verbrachten einen Tag und eine Nacht auf einer Farm einer sehr armen Familie.

Als sie wieder zurückkehrten, fragte der Vater seinen Sohn:

"Wie war dieser Ausflug?"

"Sehr interessant!" antwortete der Sohn.

"Und hast du gesehen, wie arm Menschen sein können?"

"Oh ja, Vater, das habe ich gesehen."

"Was hast du also gelernt?" fragte der Vater.

Und der Sohn antwortete:

"Ich habe gesehen, dass wir einen Hund haben und die Leute auf der Farm haben vier.

Wir haben einen Swimmingpool, der bis zur Mitte unseres Gartens reicht, und sie haben einen See, der gar nicht mehr aufhört. Wir haben prächtige Lampen in unserem Garten und sie haben die Sterne.

Unsere Terrasse reicht bis zum Vorgarten und sie haben den ganzen Horizont."

Der Vater war sprachlos.

Und der Sohn fügte noch hinzu:

"Danke Vater, dass du mir gezeigt hast, wie arm wir sind."

 

(Verfasser unbekannt)

 

Der König und das Neujahrsfest

Diese Geschichte spielt im alten Persien.

Es war an der Zeit, das Neujahrsfest vorzubereiten.

Der König wies seine Leute an: "Ich möchte, daß es ein wirklich königliches Fest wird. Die Gästeliste soll überquellen von illustren Persönlichkeiten. Die Tische sollen sich biegen unter Delikatessen, und der Wein soll nur aus erlesenen Trauben und besten Jahrgängen bestehen."

Die Mitarbeiter schwärmten aus und brachten aus allen Landesteilen nur das Köstlichste. Aber der König war nicht zufriedenzustellen.

"Im letzten Jahr habe ich ein durch nichts zu überbietendes Fest gegeben. Aber die ganze Stadt sprach nur von dem Fest bei Ramun, dem Maler. Da wurde getrunken und gelacht die ganze Nacht bis zum Nachmittag des nächsten Tages. Im Jahr davor war es dasselbe. Ebenso im Jahr davor und davor.

Einmal muß es mir doch gelingen, diesen Wurm zu übertrumpfen, denn ich, ich bin der König."

Einer der Mitarbeiter, ein kluger Mann, verneigte sich tief und fragte: "Mein König, habt Ihr je mit dem Maler gesprochen? Es muß doch einen Grund geben, warum die Leute sein Fest so lieben, obwohl sie in schäbiger Hütte ihre mitgebrachten Happen essen und den billigsten Wein trinken müssen."

Der König nickte stumm und sagte: "Gut, schafft mir diesen Ramun heran." Und so geschah es.

"Warum lieben die Menschen so dein Neujahrsfest?" fragte der König.

Worauf der Maler:

"Wir sind Freunde und brauchen einander - aber mehr brauchen wir nicht. Deshalb sind wir reich."

 

(Verfasser unbekannt)

Zwei Wölfe

Ein alter Indianer sass mit seinem Enkel am Lagerfeuer.

Es war schon dunkel geworden und das Feuer knackte, während die Flammen in den Himmel züngelten. Der Alte sagte nach einer Weile des Schweigens: Weisst du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob da zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpften. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere hingegen ist liebevoll, sanft und mitfühlend. Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen? fragte der Junge.

Der Wolf, den ich füttere. antwortete der Alte.

 

(Quelle unbekannt)